Das Grundwasserinformationssystem AquaInfo wird als Desktop-Lösung seit 1998 von zahlreichen Institutionen in der Wasserwirtschaft verwendet. Um auch die Anforderungen in der Zukunft erfüllen zu können, wird in unserem Unternehmen seit 2010 AquaInfoCS (AquaInfo Client/Server) für den Zugriff auf Server-Datenbanksysteme entwickelt. In einem Pilotprojekt beim Amt für Umweltschutz (AfU) der Stadt Stuttgart wurde AquaInfoCS 2017 erfolgreich eingeführt. Für die zentrale Verwaltung der wasserwirtschaftlichen und geologischen Daten hat AquaInfoCS 2018 auch bei der Stadt Hannover die alte AquaInfo-Lösung ersetzt. Die Umstellung beim NLWKN, OOWV, Hessenwasser und enercity Hannover erfolgte im Jahr 2019. Im Jahr 2020 erfolgte die Umstellung bei den Stadtwerken Münster, Stadtwerke Duisburg, Stadtwerke Gütersloh und bei den Kommunalen Wasserwerken Leipzig. 2022 folgten die Wasserversorger TAV "Bourtanger Moor", N-ERGIE und Stadtwerke Osnabrück sowie das LBEG Hannover und die Stadt Oldenburg.



Vorteile von AquaInfoCS


Für viele AquaInfo-Kunden ist die aktuelle AquaInfo Desktop-Lösung mit der Nutzung von Access-Datenbanken (=> Desktop-Datenbank) als Speicherformat völlig ausreichend. Vorteile dieser Desktop-Datenbank sind insbesondere eine hohe Portabilität und Flexibilität. Der Support und die Weiterentwicklung von AquaInfo Desktop wird daher von uns auch die nächsten Jahre garantiert. Bei großen Datenmengen (> 2 GB) und Mehrbenutzerumgebungen stößt eine Desktop-Datenbank jedoch an Grenzen. Mit Server-Datenbanksystemen wie MS-SQLServer oder Oracle können dagegen nicht nur größere Datenmengen verwaltet und hochperformant verarbeitet werden. Durch eine zentrale Datenbank werden auch Administration und Datensicherung vereinfacht.


Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Benutzer- und Rechteverwaltung, die in das Datenbanksystem integriert ist. Es wird möglich differenziert abgestufte Rechte auf bestimmte Datenbereiche zu vergeben. So eröffnet sich auch ein Weg zum direkten Datenaustausch mit dezentralem Zugriff auf den zentralen Datenbestand, z.B. auch für Datenlieferanten. Die Vorteile von Server-Datenbank-Systemen gegenüber Desktop-Datenbanken im Überblick:


  • Verwaltung größerer Datenmengen
  • Höhere Performance
  • Leistungsfähige Benutzerverwaltung
  • höhere Anzahl von Benutzern
  • Größere Zugriffs- und Datensicherheit
  • Mehr Stabilität und Verfügbarkeit


In AquaInfoCS erwarten den langjährigen AquaInfo-Nutzer nahezu alle bewährten Funktionen. AquaInfoCS zwingt den bisherigen Nutzer nicht, sich komplett neu umzustellen. Um mit AquaInfoCS auf Server-Datenbanksysteme zugreifen zu können, waren jedoch umfangreiche Konzeptions- und Entwicklungsarbeiten erforderlich. Im Detail sind eine Vielzahl von Änderungen erfolgt, die zu einem verbesserten Bedienkomfort und einer effizienteren Nutzung bei der täglichen Arbeit mit AquaInfoCS beitragen.


Das neue Datenmodell ist für MS-SQLServer und Oracle bereits verfügbar. Mit PostgreSQL möchten wir zukünftig außerdem ein hochentwickeltes Open Source Datenbanksystem unterstützen. Somit kann AquaInfoCS in die kundenseitig evtl. vorhandene Dateninfrastruktur eingebunden werden. Das umfangreiche Benutzerkonzept und die Entwicklungsumgebung (.net) bieten viele neue Perspektiven bei der Weiterentwicklung von AquaInfo.

Folgende Punkte haben wir in AquaInfoCS bereits erfolgreich umgesetzt:


Weiterentwicklung von Programmfunktionen:


  • Beliebige Objekte können in Ordnern zusammengefasst werden
  • Gruppenordner für Arbeits- oder Projektgruppen
  • Persönlicher Ordner für aktuellen Benutzer
  • Erhöhung der Anzahl möglicher Verzeichnisebenen
  • Bearbeitung der Projektstruktur per Drag & Drop


Flexibilisierung der Projektstruktur:


  • Leistungsfähige Benutzerverwaltung („Objektrechte“)
  • Vereinheitlichung von Formularen bzgl. Aussehen und Bedienelementen
  • Erweiterte Bearbeitungsmöglichkeiten in Formular-Tabellen
  • Import von AquaInfo-Projektdateien mit Duplikatprüfung
  • Export von AquaInfo-Projektdateien zum Datenaustausch mit AquaInfo DAO
  • Einspielungen von Daten können rückgängig gemacht werden
  • Erweiterte Druck- und Exportfunktionen (XLSX, PDF, etc)


Modulare Programmstruktur:


  • Neu- und Weiterentwicklung von Auswertemodulen (Zeitreihe, Wasserchemie, Kartendarstellung)
  • Bestehende Auswertemodule (Geologie) können bis zur Ablösung weiterhin über ein „Gate“ genutzt werden. Projektbezogene Auswertemodule (z.B. Piperdiagramm, Beziehungsdiagramm) wurden wegen der Performance bereits vorrangig umgestellt



Datenbank- und Objektrechte


Mit Datenbankrechten werden allgemeine Rechte auf Tabellen beschrieben. Einzelberechtigungen werden in Rollen zusammengefasst. So gibt es grundsätzliche Datenbankrollen für den schreibenden oder lesenden Zugriff auf Messstellen, Bohrungen oder Wasserproben. In der Praxis reichen solche Datenbankrollen aber oft nicht aus, um die Rechtevergabe in einem Unternehmen zu regeln, insbesondere wenn von verschiedenen Stellen auf die Datenbank zugegriffen werden kann.


In AquaInfoCS erfolgt daher eine Unterscheidung von Datenbank- und Objektrechten. Das Rechtekonzept lässt standardmäßig den Zugriff auf alle Objekte (z.B. Bohrungen, Messstellen, etc.) zu. Bei einer expliziten Einschränkung durch einen Objekt-Adminstrator wird die Bearbeitung bestimmter  Objekte durch nicht berechtigte Benutzern verhindert. Ohne Leseberechtigung werden Objekte gegenüber den betroffenen Benutzern sogar vollständig verborgen.


Um die Vergabe von Datenbank- und Objektrechten zu erleichtern, können in AquaInfoCS Benutzer zu Benutzergruppen zusammengeführt werden. Am Beispiel des NLWKN stellt jede Betriebsstelle eine Benutzergruppe dar. Es ist aber natürlich auch denkbar Benutzer zu einer Gruppe zusammenzufassen, die an einem bestimmten Projekt arbeiten. Beim Übergang zu einer zentralen Datenhaltung mit AquaInfoCS ergibt sich auch die Anforderung, dass Mitarbeiter einer Betriebsstelle ein explizites Schreibrecht auf die Messstellen in ihrem Zuständigkeitsbereich haben sollen. Mitarbeiter anderer Betriebsstellen sollen auf diese Messstellendaten nur lesend zugreifen können.



Pilotprojekt beim NLWKN


Der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) arbeitet als übergeordnete Landesbehörde seit einigen Jahren mit AquaInfo. Beim NLWKN wurden jetzt die Daten von 13 AquaInfo-DAO-Datenbanken aus 10 Betriebsstellen in eine AquaInfoCS-Datenbank (MS-SQLServer) überführt. Die Betriebsstellen sind über ganz Niedersachsen verteilt, der Zugriff erfolgt über das interne Datennetz.


Ab 2015 konnten bereits NLWKN-Mitarbeiter in einer Testphase geologische und wasserwirtschaftliche Daten zentral verwalten und auswerten, und die AquaInfoCS-Funktionen eingehend testen. Von besonderer Bedeutung in dieser Testphase war die Vergabe von Objektrechten, die es ermöglicht, Benutzergruppen (wie z.B. Betriebsstelle Meppen) exklusive Schreib- und Leserechte für Objekte (z.B. Bohrungen, Messstellen) einzuräumen.


Im März 2020 wurde die Migration der Daten von AquaInfoDAO nach AquaInfoCS abgeschlossen. Nun können 80 Mitarbeiter des NLWKN mit AquaInfoCS und einer gemeinsamen Datenbank arbeiten. Der Austausch von Daten mit AquaInfoDAO-Nutzern wird weiterhin über AquaInfo-Projektdateien erfolgen. In der gemeinsamen AquaInfoCS-Datenbank des NLWKN werden neben den Messstellen des gewässerkundlichen Landesdienstes auch ausgewählte Messstellen von Wasserversorgern verwaltet. :


  • ca. 21.000 Messstellen
  • ca. 12.000.000 Abstichswerte („Grundwasserstand“)
  • ca. 7.300.000 Analysenwerte („Grundwassergüte“)
  • ca. 1.400.000 sonstige Bewegungsdaten
  • ca. 34.500 Bohrungen
  • ca. 300.000 geologische Schichtdaten